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NEWSLETTER No 5

Fieldwork VI in Biel, vom 8. bis 13. Januar 2018

Bericht von Kathleen Bühler

Konkretisieren

Die sechste Fieldwork im Januar stand nun noch mehr im Zeichen des Konkretisierens. Die unterschiedlichen Akteur/innen, welche wir in den vergangenen Monaten kennengelernt und mit denen wir die „täglichen Ereignisse“ entwickelt haben, wurden mit einander bekannt gemacht und bei Treffen zusammengebracht. Zum ersten Mal wird immer deutlicher, wie es ausschauen und sich anfühlen könnte, wenn alle diese Menschen gleichzeitig oder hintereinander Walser vorlesen, zum Spaziergang einladen, Theater spielen, Zeitung produzieren, Fernsehstudio leiten, Filme drehen, Sprachen unterrichten, einen Vortrag halten, mit Lernenden oder Schüler/innen Literatur diskutieren, tägliche Vernissagen veranstalten, im Robert Walser Zentrum informieren, an der Bar plaudern oder in unserer Kantine essen. In der «Robert Walser-Sculpture» wird man sich in eine Schreibstube zurückziehen können, um selbst zu schreiben, eine Ausstellung zu Erfolg und Misserfolg der Walser-Brüder anschauen können, in einer Accrochage von Briefstellen Walsers in Gegenüberstellung zum Erlebnisbericht von Lady Xena über die unterdrückte Sexualität von Robert Walser nachdenken können, mit Schriftsteller/innen ins Gespräch kommen, mit Thomas Hirschhorn über Qualität streiten und selbst im Atelier tätig werden können.

Parallel dazu lief die Auseinandersetzung um den Standort am Bahnhofplatz. Endlich gab es auch Gelegenheit, das unglückliche Missverständnis aufzuklären, dass Thomas HIrschhorn als Künstler für seine ureigene Tätigkeit keine Autorisierung von aussen braucht. Diese hilft ihm auch nicht, wenn er sie sich nicht selbst zu geben imstande ist. Dass wir jedoch selbstverständlich keine „Extrawurst“ beanspruchen, wenn es aufgrund der Dauer und des Umfangs der «Robert Walser-Sculpture» eine Baugenehmigung braucht. Dank sorgfältigen und umsichtigen, umfangreichen Abklärungen von Stéphane de Montmollin (Architekt und Präsident der Stiftung ESS-SPA) ist das auch geschehen.

Dies geklärt war es dennoch höchst fruchtbar, sich wieder einmal darüber klar zu werden, dass jede/r Künstler/in im eigenen Auftrag unterwegs ist und wohl nicht allen ihre Berufung gleich plastisch vor Augen steht wie Thomas Hirschhorn. Ein Grund mehr, hier dran zu bleiben.

 

Photos©Enrique Muñoz García, All rights reserved